Empathy Maps

Retrospektiven mit Empathie

Eine Empathy Map wird üblicherweise im Marketingkontext genutzt, um Maßnahmen auf die Kundenbedürfnisse zu personalisieren. Ebenso findet sie Anwendung in der Produktentwicklung oder im Service Design. Im Vergleich zum ursprünglichen Persona-Konzept oder Ansätzen wie der Customer Journey fokussiert die Empathy Map stärker auf die Gefühlslage der potenziellen Kunden und orientiert sich in seinem grundsätzlichen Aufbau an den menschlichen Sinnesorganen. 

 

Ich nutze eine Abwandlung der Empathy Map in Retrospektiven, um intensiver auf die Gefühls- und Wahrnehmungswelt der Teilnehmer in Konfliktsituationen einzugehen.

Dabei basiert sie auf den vier Schritten der Gewaltfreien Kommunikation nach Mashall Rosenberg:

  • Sachlich beobachten was passiert ist
  • Eigene Gefühle benennen
  • Daraus auf unerfüllte Bedürfnisse schließen
  • Konkrete Bitten und Wünsche äußern

Schritt 1 - Stimmungstimeline

Wie in Timeline Retrospektive beschrieben erstellen die Teilnehmer ein persönliches Stimmungsbild im zeitlichen Verlaufs des Sprints. 

Schritt 2 - Empathy Map erstellen

 Jeder Teilnehmer zeichnet die Umrisse der Empathy Map mit dem eigenen Namen in der Mitte und den folgenden vier Quadranten.

  • Q1: „Hören und Sehen“ (Beobachtung 1)  
  • Q2: „Selbst sagen und tun“ (Beobachtung 2)
  • Q3: „Denken und Fühlen“ (eigene Gefühle)
  • Q4: „Mir ist wichtig das...“ + „Für das nächste Mal wünsche ich mir…“ (Bedürfnisse und Bitte)

 Anschließend wählt jeder Teilnehmer aus der Timeline einen Punkt aus, den er anhand der Empathy Map näher beleuchten und potentiell mit den anderen Teilen möchte.

Dieser Punkt sollte einen starken inneren Konflikt betreffen, der durch den Teilnehmer auch intensiv bearbeitet werden möchte.

Alle gemeinsam füllen Schritt für Schritt jeden Quadranten nacheinander aus.

  • Q1: Was habe ich in der Konfliktsituation gehört oder gesehen?
  • Q2: Was habe ich in der Konfliktsituation selbst gesagt oder getan?
  • Q3: Was habe ich in der Konfliktsituation selbst gedacht oder gefühlt?
  • Q4: Was ist mir in solch einer Situation wichtig und wie hätte ich gerne das die andere Person , die andere Gruppe oder ich selbst das nächste Mal in sich in der Situation verhält?

Schritt 3 - Empathy Map teilen, hören und spiegeln

An die Teilnehmer werden vorbereitete, leere Empathy Maps verteilt.  

Es wird gefragt, ob es Freiwillige gibt die gerne ihre Map mit den anderen teilen wollen.

Der Freiwillige trägt die Map Quadrant für Quadrant den anderen vor, die anderen machen sich in den leeren Maps Notizen was sie gehört haben.

Nun wird darum geben, dass ein oder mehrere der anderen Teilnehmer dem Freiwilligen spiegelt, was sie verstanden haben. Der Freiwillige kann bestätigen, dass er sich verstanden fühlt oder noch mal einige Dinge klar stellen. So soll einerseits ein Tiefes Verständnis der Gruppe für die Bedürfnisse und Gefühle des Freiwilligen entstehen und der Freiwillige soll sich gesehen, gehört und verstanden fühlen. 

Schritt 4 - Strategien sammeln

Im vierten Quadranten der Map äußerte der Freiwillige was ihm Wichtig ist und dazu passende Wünsche bzw. Bitten. In der vierten Phase der Retro sammelt die Gruppe Ideen wie diese Wünsche erfüllt werden könnten. Gemeinsam oder der Freiwillige alleine wird entschieden, welche der Ideen er umsetzen und weiterverfolgen möchte.

Dieser intensive Prozess wird seine Zeit brauchen und vermutlich werden zeitlich nicht alle Teilnehmer gehört werden können. Vermutlich haben aber auch nicht alle Teilnehmer einen so großen inneren Konflikt, um diesen Prozess durchlaufen zu wollen. Sollte die Zeit zu Ende sein, kann nach einem neuen Termin gesucht werden, in dem eine weitere Person Ihren Konflikt bearbeiten kann.